Emin Gün Sirer, der Gründer von Ava Labs, einem Unternehmen, das die Avalanche-Blockchain entwickelt hat, erklärte kürzlich auf der Cornell Blockchain Konferenz in New York, dass die Programmierung von Smart Contracts äußerst komplex sei. Das Erfassen der Absicht hinter einem Vertrag und das korrekte Programmieren seien schwierige Aufgaben, und auch die Verifizierung stelle eine Herausforderung dar.
Sirer prognostiziert, dass künstliche Intelligenz (KI) in der Lage sein wird, diese Herausforderungen zu bewältigen. Er stellt sich eine Zukunft vor, in der Anwälte anstelle von Programmierern die Hauptverfasser von Smart Contracts sein könnten. Noch interessanter sei, dass in dieser Zukunft jeder Mensch Smart Contracts in seiner Muttersprache schreiben könnte, fast so einfach wie das Ausstellen eines Schecks heute.
Zur Veranschaulichung führte Sirer aus: „Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Scheck ausstellen, aber mit zusätzlichen Anweisungen. Zum Beispiel könnten Sie sagen: ‚Ich gebe John 5.000 Dollar, aber nur, wenn er es schafft, bis Ende September 5 Millionen Dollar zu sammeln, um einen Film zu drehen. Und wenn er es nicht schafft, möchte ich mein Geld zurück.’“
Die Vision, die Sirer für die kommenden fünf bis zehn Jahre sieht, wäre revolutionär. Sie könnte Milliarden neue Nutzer auf die Blockchain bringen. Derzeit werden die meisten Smart Contracts in Solidity geschrieben, einer Programmiersprache, die selbst unter Programmierern als komplex gilt.
Avalanche arbeitet jedoch an einer neuen virtuellen Maschine an der Schnittstelle von KI und Blockchain, die in einer natürlichen Sprache programmiert ist. „Sie schreiben Ihre Programme in Englisch, Deutsch, Französisch, Tagalog, Chinesisch […] in einer natürlichen Sprache, die Sie von Ihrer Mutter gelernt haben“, erklärt Sirer.
Es gibt jedoch noch viele offene Fragen und Herausforderungen. Bevor solche „münzbetriebenen Agenten“, wie Sirer sie nennt, weit verbreitet eingesetzt werden können, müssen rechtliche Fragen geklärt und Begriffe eindeutig definiert werden. Zudem sind KI-Modelle, die rechtlich bindende Dokumente verfassen, noch nicht ganz ausgereift. Diese Modelle können Fehler machen, so wie KI generierte Bilder manchmal Personen mit sieben Fingern erzeugen können.
Es gibt jedoch kurzfristige Lösungen für einige dieser Probleme. Man könnte Transaktionen beispielsweise sowohl von ChatGPT 3.5 als auch von Llama überprüfen lassen und nur dann akzeptieren, wenn beide Agenten zustimmen. So erhält man zumindest zwei vertrauenswürdige Ausführungen, die übereinstimmen müssen.
Diese neuen Möglichkeiten für Smart Contracts sind so vielversprechend, dass Sirer glaubt, sie dürfen nicht ungenutzt bleiben. Sie könnten die Art und Weise, wie wir über Verträge und deren Ausführung denken, grundlegend verändern.